Tue01122016

Last update07:36:08 PM

Ignorierte Warnungen

Ignorierte Warnungen

Kaum wurde die Spitze des Eisberges an Vorwissen zu 9-11 sichtbar, werden wir weltweit mit Terrorwarnungen überhäuft. Sogar Österreich wird einbezogen, denn hierzulande sollen sich, so eine Schlagzeile der "Kronen Zeitung" vom 23. Mai, Bin Laden-Männer aufhalten. Das Innenministerium reagiert hingegen cool und sieht in den Warnungen ein politisches Manöver. Und im ORF war, wohl eher unbeabsichtigt, einmal ein Stück Information über Desinformationen zu sehen, nachdem der Autor Jürgen Roth interviewt wurde. Er machte klar, dass er Warnungen und Andeutungen nur dann ernstnimmt, wenn sie vom russischen FSB oder vom israelischen Mossad stammen, nicht jedoch, wenn etwa die CIA als Quelle genannt wird.

Roths Aussagen, die von viel Beschäftigung mit der Materie kunden, werden zwar hiesige Journalisten nicht daran hindern, Desinformationen zu verbreiten, aber doch manche MedienkonsumentInnen zu Nachdenken und Skepsis bewegen. Eigentlich ist die momentane Kampagne ja so einfach gestrickt, dass nicht viel Expertenwissen dazugehört, um sie zu durchschauen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand das ebenfalls zur Dramaturgie gehörende neue Bin Laden-Video ernstnimmt. Ausser Medien wie "News", die stets in den Chor amerikanischer Desinformationskampagnen einstimmen. Für Laien schwerer verständlich sind hingegen manch kritische Töne, die von Leuten an der Leine der USA in Kommentaren und dergleichen geäussert werden. Das scheint der Annahme zu widersprechen, dass diese Personen im Dienst der Vereinigten Staaten stehen, weil sie ja scheinbar Kritik üben. Tatsächlich hat man so aber auch die Gegenbewegungen voll unter Kontrolle und kann dafür Sorge tragen, dass Kritik keine Bedeutung erlangt, sondern schwach und verwässert bleibt.

US-Präsident Bush war ja in Berlin, und ebendort schrieb Mathias Bröckers auch an der XLV. Folge seiner WTC-Conspiracy, mit einem "etwas mulmigen Gefühl". Denn die Stadt gleicht schon vorher einem Hochsicherheitstrakt, in dem nach mutmasslichen Al Qa'ida-Leuten oder BushgegnerInnen gefahndet werden könnte. Und, sinniert Bröckers weiter, ein kleinerer Anschlag könnte die europäischen Staatschefs doch auf Linie bringen, was das nächste Terrorkriegsziel Irak betrifft. An den Haaren herbeigezogen? - Nein, denn diesen Gedanken hatte ich auch, als ich von der nüchternen Reaktion des österreichischen Innenministers in Sachen Terrorwarnungen hörte. "Bush führte Europa die Terrorgefahr drastisch vor Augen", kommentiert der ORF, und interviewt den deutschen Kanzler, der meint, es lägen keine konkreten Pläne vor, den Irak anzugreifen.

Bröckers sieht jedenfalls in den plötzlichen Terrorwarnungen ein Ablenkungsmanöver, damit nicht zu sehr über das 9-11-Vorwissen der amerikanischen Regierung recherchiert wird. Wobei abseits des Medien-Mainstreams, in dem ja einige scheinbar ganz und gar unabhängig Bush-freundliche Journalisten auf der payroll der CIA stehen, dies ohnehin schon seit Beginn akribisch dokumentiert wurde. Selbstverständlich werden derlei Enthüllungen auch heute nicht vom Mainstream aufgegriffen. Es geht ja darum, das mitzutragen, was bei Geheimdiensten "limited hangout" heisst - nur das zugeben, was zugegeben werden muss, dadurch weiterhin zudecken, was - noch - geleugnet werden kann. Solche Eingeständnisse haben meist den Effekt, die Öffentlichkeit zu beruhigen, weil an sich Logisches bestätigt wird. Schliesslich wird niemand ernsthaft angenommen haben, dass der riesige Apparat der amerikanischen Geheimdienste, der quasi die Bewegungen jeder Maus registriert, von den Vorbereitungen einer so komplexen Operationen wie 9-11 absolut nichts mitgekriegt haben soll.

Zwei Zugänge zum Vorwissen zeichnen sich ab, die jedoch nicht unbedingt einen Widerspruch darstellen müssen: die einen - wie Michael C. Ruppert und Michel Chossudovsky - leiten u.a. aus der Tatsache, dass vom pakistanischen Geheimdienst Geld an den "ringleader" der Terroristen, Mohammed Atta, überwiesen wurde, eine Beteiligung des amerikanischen Geheimdienstes ab. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, dass der pakistanische von diesem als Zwischenstation verwendet wurde etwa bei der Aufrüstung und Instrumentalisierung der Mujahedin in Aghanistan, sondern auch, dass Bin Laden im Juli 2001 im Spital in Dubai Besuch u.a. von der CIA bekommen hat.

Und dass das Insidertrading mit Aktien um 9-11 ebenfalls mit dem amerikanischen Geheimdienst zusammenhängt. Ruppert schliesslich hat am ausführlichsten darüber berichtet, was der Ende 2000 unter einem Vorwand in Kanada verhaftete US-Marinegeheimdienstler Mike Vreeland aussagte. Er warnte die CIA nämlich auch brieflich vor Terroranschlägen und verwendete dabei die Formulierung "let one happen, stop the rest!", was eine vollständige Infiltrierung terroristischer Zellen voraussetzt, sodass sich fragt, wieweit diese überhaupt noch autonom und nicht als Instrument von Geheimdiensten agieren. Dazu kommt, dass jener Mann, welcher Geld an Mohammed Atta sandte, auch für die Entführung und Ermordung des amerikanischen Journalisten Daniel Pearl verantwortlich gemacht wird, der über Verbindungen zwischen Terrorismus und Geheimdiensten recherchierte.

Der zweite Zugang geht ebenfalls von einer Unterwandung von Terrorgruppen aus, die jedoch durch den israelischen Mossad erfolgt sei, der wiederum die Amerikaner sehr konkret gewarnt haben soll. Bröckers verweist hier auf den irischen Geheimdienst-Newsletter "Globe Intel", dessen Meldung ich mir dann auch mal näher angesehen habe. Beim Verfasser Gordon Thomas denke ich an das "Gideon's Spys"-Buch, in dem er Enthüllungen über den Mossad macht, die jedoch nicht immer das richtige Bild von geheimdienstlicher Beteiligung an politischen Ereignissen zeichnen.

In einer Welt auch der gegenseitigen Täuschungen und der Doppel- und Dreifachagenten sowie der unterschiedlichen Interessen ist es auch Ansichtssache, wer sich gerade mehr durchsetzt. Deshalb existieren Einschätzungen nebeneinander, die sich eigentlich widersprechen: so meinen manche, die USA seien gar nicht die Supermacht, sondern liessen sich von Israel manipulieren. Andere wiederum sehen die Briten - immer noch nach kolonialen Zeiten - als dominanten Einfluss. Dazu gehört jeweils auch eine entsprechende Rolle von Mossad bzw. britischen Geheimdiensten.

Gordon Thomas schreibt jedenfalls, dass Premierminister Sharon eben authorisiert hat, dass Geheimdokumente veröffentlicht werden, wonach amerikanische Geheimdienste vor 9-11 Warnungen erhalten haben. Nun befindet sich Bush mitten in der "Wieviel wusste er?"-Debatte, und die Aufmerksamkeit ist abgelenkt von einer Kritik am Vorgehen Israels in den Palästinensergebieten. Die Spitzen des Mossad beharren darauf, dass der Geheimdienst Bin Ladens Terroristen in den USA verfolgte und dass diese Information auch an die CIA weitergegeben wurde. Dies geschah bei fünf Gelegenheiten, und am 24. August hiess es, dass Terroristen planten, kommerzielle Flugzeuge zu entführen und als Waffe für Angriffe auf Symbole der amerikanischen und israelischen Kultur zu verwenden. Diese Warnungen wurden vom deutschen Bundesnachrichtendienst bestätigt. - Wir erinnern uns: im August schrieb Mike Vreeland an die CIA "let one happen, stop the rest!".

Die Mossad-Warnung ging ebenfalls an den britischen MI 6, der sie zu verifizieren versuchte und dann an die CIA weiterleitete. Weil die CIA keine Warnung ernstnahm, schaltete der Mossad schliesslich russische Geheimdienste ein, die wiederum die USA so deutlich wie möglich vor unmittelbar bevorstehenden Anschlägen warnten. Inzwischen ist bekannt, dass die Bush-Administration eine Woche vor den Anschlägen das FBI davon abhielt, sich weiter mit zwei engen Verwandten von Bin Laden zu befassen, die im Bundesstaat Virginia leben. Und wir wissen, dass der stellvertretende FBI-Chef John O'Neill seinen Dienst quittierte, weil er die Spuren von Bin Laden nie richtig verfolgen durfte. Er wurde dann Sicherheitschef im World Trade Center, in dessen Trümmern er ums Leben kam.

Nach den nun veröffentlichten Dokumenten überwachte der Mossad manche der 9-11-Attentäter rund um die Uhr. Schliesslich hatte eine Handvoll Agenten die Al Qa'ida-Organisation infiltriert, während 120 andere unter der Legende, Kunststudenten zu sein, überall in den USA Operationen lancierten. Nach anderen Informationen u.a. von der amerikanischen Drug Enforcement Agency trainierten zwei Mossad-Zellen, die aus sechs im Jemen und in Ägypten geborenen Juden bestanden, in der Negev-Wüste die Unterwanderung von Al Qa'ida. Ein Team begab sich dann nach Amsterdam, wo die Europa-Station des Mossad im El Al-Bereich im Flughafen Schipol untergebracht ist, und nahm dann in Hamburg Kontakt zu Mohammed Atta auf. Das andere Team ist nach New York geflogen und reiste dann nach Florida, wo es Bin Ladens Organisation infiltrierte.

Im August reiste dann das andere Team mit den Hamburger Terroristen nach Boston, und nun war dem Mossad klar, dass ein Anschlag unmittelbar bevorsteht. Für CIA-Chef George Tenet waren die Warnungen des Mossad aber zu unspezifisch. Naja, bekannt ist, dass der israelische Geheimdienst nicht unbedingt konkret informiert und auch nicht immer glaubwürdige Infos gibt, aber in einem derart gravierenden Fall? Warum hat die CIA die "zu unspezifischen" Warnungen nicht verifiziert, indem etwa der pakistanische Geheimdienst konsultiert wurde, über den ja auch die Mujahedin-Operationen und der bewaffnete islamische Fundamentalismus liefen? Warum war im Gegenteil der damalige Chef des ISI in der Woche der Anschläge zu Gast in den USA, obwohl er über einen Mittelsmann Geld an Atta überwiesen liess? Warum plauderte Vizeaussenminister Richard Armitage am 12. und 13. September mit dem pakistanischen General, wie wenn nichts geschehen wäre?

Schliesslich: warum stellte die CIA nicht die frappierende Übereinstimmung zwischen Warnungen von Mossad, BND und dann auch den Russen mit dem Brief von Mike Vreeland fest? Fragt man/frau sich da nicht, ob der Mossad eine Terroristengruppe unterwandert hat, die selbst über Pakistan an der Leine der USA hing? Immerhin glaubten auch arabische Terroristen, die vermeintlich etwas gegen den "Feind" Israel unternahmen, oft fälschlich, dass nicht der Mossad ihr wahrer Auftraggeber ist. Kann es bei Atta und Co. nicht ebenso gewesen sein, bezogen auf die CIA? Vielleicht gibt das Verhalten der US-Regierung am 11. September eine Antwort, wo Präsident Bush nicht einmal nachfragte, als ihn ein Mitarbeiter informierten und wo er, von Medien darauf angesprochen, erstmal wie geplant in eine Grundschule in Florida ging, um erst später Stellung zu nehmen. Klar, ist ja auch nichts Überraschendes passiert, sondern nur was Geplantes durchgeführt worden, oder?! - Siehe übrigens u.a. 5. November und 15. November bei uns, wobei wir sehr viel zur Frage des Vorwissens geschrieben haben....

Quelle des originalbeitrags: ceiberweiber.at

Datum: 25.05.2002

Autor: Alexandra Bader


Bröckers / Walther

broeckers_zehn_jahre_thump
Zehn Jahre danach - Der Einsturz eines Lügengebäudes

Paul Schreyer

schreyer_inside_911_thump
Inside 9/11 - Neue Fakten und Hintergründe zehn Jahre danach

Daniele Ganser

ganser_gladio_thump
NATO Geheimarmeen in Europa

David Ray Griffin

griffin_osama_thump
Osama Bin Laden - Tot oder Lebendig

Marcus B. Klöckner

kckner_der_kampf_thump
9/11 - Der Kampf um die Wahrheit
 

Lesetipp

Hintergrund
Das Nachrichtenmagazinhintergrund_2_2011_thump

Immer aktuelle Nachrichten 
aus Deutschland und der Welt. 
Unabhängig und Werbefrei!
Als Printmedium im Handel und
als Onlinemagazin 24/7 Abrufbar. 
Hier finden Sie die Informationen
hinter der Schlagzeile.