Gegen Khalid Sheik Mohammed, Ramzi Binalshib und drei weitere Mitangeklagte wurde am 05. Mai 2012 vor einem Millitärgericht in Guantanamo der Prozess eröffnet. Ihnen wird zur Last gelegt, dass sie die mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 wären.
Jedenfalls wird Khalid Sheik Mohammed (KSM) seit Juni 2002 als solcher bezeichnet. Wie es dazu kam, kann man in dieser Übersetzung eines Chaim Kupferberg-Artikels nachlesen.
Wir hatten dazu auch schon des öfteren berichtet.
- http://www.911-archiv.net/blog/angeblicher-911-mastermind-khalid-sheik-mohammed-nun-doch-vors-militaergericht.html
- http://www.911-archiv.net/blog/neues-aus-gitmo-und-von-el-kaida.html
- http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28990723.html
- http://www.arbeiterfotografie.de/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-rezension-0015.html
Offensichtlich wurde KSM unter Beruhigungsmitteln vorgeführt, laut Medienberichten soll er mehrmals eingeschlafen sein.
Der Prozess ist zeitverzögert beobachtbar, d.h., es befindet sich kein Zuschauer physikalisch in einem Raum mit Richtern, Anwälten und Angeklagten, sondern in einem gesondertem Pressezentrum, in dem mit einer Minute Verzögerung der Prozess beobachtet werden kann, nötigenfalls, sofern irgendetwas unpassendes auftaucht, kann man so die Stopptaste drücken.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/11-september-in-guantanamo-beginnt-der-prozess-gegen-chalid-scheich-mohammed-a-831273.html
Hier der Bericht vom Prozessbeobachter Gebauer nach dem Ende des 1. Tages.
- http://www.spiegel.de/politik/ausland/11-september-guantanamo-prozess-gegen-chalid-scheich-mohammed-a-831583.html
Dafür hat man 2009 Gesetze geändert, um angeblich fairere Prozesse vor dem Militärgericht zu erhalten. Die Grenze für „Hören-Sagen"-Beweise wurde erhöht, unter Folter zustande gekommene Aussagen dürfen nicht verwertet werden.
Andererseits sagen Anwälte der Angeklagten, diese Maßnahmen seien überbewertet und man würde austesten, ob es jetzt wirklich fairer zugehen wird. Die sonst unverletztliche Regel, dass Kontakte der Anwälte zu den Beschuldigten nicht überwacht werden, scheint schon mal nicht zu gelten. http://jurist.org/paperchase/2011/12/guantanamo-rule-change-to-require-review-of-attorney-letters.php
Interessant scheint zu sein, dass auch Schuldeingeständnisse nicht ausreichen, um die Todesstrafe vor Miltärgerichten zu verhängen- unabhängig von Schuldeingeständnissen muss denen die Schuld auch nachgewiesen werden. Sehr lobenswert! Hier hatte man zwischenzeitlich mal versucht, den Kangoroo-Prozess als kurzen Prozess zu führen, um sich nicht am, mitunter komplizierten, Schuldnachweis abzuarbeiten zu müssen.
Dass keine Foltergeständnisse benutzt werden dürfen, ist eigentlich ein Selbstgänger.
"Sich an alle Terror-Geständnisse zu erinnern, die man unter Folter gemacht hat, ist in etwa so, als ob man Charlie Sheen fragen würde, wie viele Frauen er gedatet hat."
Das sagte Mohamedou Ould Slahi 2006 in einem Brief an seinen Anwalt, der zum Wallstreet Journal gelangte.
Wie wahr, wie wahr.
Zitat
Dem Protokoll zufolge übernahm Mohammed außerdem [neben 9/11] vollständig oder in Teilen Verantwortung für Dutzende Anschläge und Anschlagspläne, im Detail für:http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,471810,00.html
- das Attentat auf das World Trade Center 1993,
- die Anschläge auf Nachtclubs im indonesischen Bali 2002,
- die Attentate im gleichen Jahr auf Urlauber und ein israelisches Flugzeug in Kenia,
- den Flugzeug-Anschlagsversuch des Schuhbombers Richard Reid,
- Attentatspläne auf Big Ben, Canary Wharf und den Flughafen Heathrow in London,
- außerdem auf die New York Stock Exchange und andere Finanzinstitutionen
- und den Panama-Kanal,
- eine geplante "zweite Welle" von Flugzeug-Anschlägen auf US-Hochhhäuser - den Library Tower in Los Angeles, den Sears Tower in Chicago, die Plaza Bank in Seattle und das Empire State Building in New York -,
- einen Anschlagsversuch auf den damaligen Papst Johannes Paul II. beim Besuch auf den Philippinen,
- Anschläge gegen Pakistans Präsidenten Pervez Musharraf,
- Attentatspläne gegen die früheren US-Präsidenten Bill Clinton und Jimmy Carter,
- Pläne für Angriffe auf US-Atomkraftwerke,
- auf Brücken in New York
- und auf das Nato-Hauptquartier in Belgien,
- Anschlagsvorbereitungen in Thailand, Israel, der Türkei,
- die geplante Zerstörung von US- und israelischen Botschaften in Asien und Australien,
- außerdem von US-Militärschiffen und Öltankern auf den Weltmeeren
- und der Ölfirma des früheren US-Außenministers Henry Kissinger in Indonesien.
Richtig kurios wird es erst, wenn jemand gefoltert wird, obwohl er vorher angeblich einem Journalisten alles freiwillig gestanden haben will. Und dies auch später so bekräftigt. Einen Sinn vermag ich hinter dieser Vorgehensweise nicht erkennen.
Folgende Fragen müsste ein ordentliches Gericht erst einmal zufriedenstellend klären, bevor überhaupt die Hauptverhandlung beginnen kann:
Steht die Identität des Angeklagten einwandfrei fest? Normalerweise ja, weil durch erkennungsdienstliche Maßnahmen FRÜHZEITIG durch Polizei und Staatsanwaltschaft geklärt. Hier, in diesem Fall, wie alles bei 9/11, ist nichts normal. Es gibt sich widersprechende Aussagen, wann KSM verhaftet worden sein soll, dazu auch einen Bericht, dass er getötet wurde beim Zugriffsversuch, inkl. sehr detaillierter Schilderung, wie er mit seinem eigenen Blut noch eine Botschaft an die Wand malte.
http://www.atimes.com/atimes/South_Asia/DJ30Df01.html
Leider ist der Autor dieses Berichts letztes Jahr im Mai umgebracht worden, kann also nicht mehr dazu befragt werden.
http://www.guardian.co.uk/world/2011/may/31/missing-pakistan-journalist-found-dead
Einer reinen Aussage von KSM, dass er bestätigt, dass er es sei, würde ich nicht mal mehr trauen- wenn man jemanden lang genug gefügig macht und medikamentös behandelt, wird derjenige sich auch als Kaiser von China durchschlagen. MKULTRA sollte in diesem Zusammenhang zu denken geben. http://de.wikipedia.org/wiki/MKULTRA
Dann gibt es das Thema, spricht er nun fließend englisch oder gebrochen, frühere Medienberichte sagten „flüssig", der jetzige spricht gebrochen englisch, wie auch zuletzt Spiegel-Mann Gebauer bestätigte.
In der im indischen Chandigarh erscheinenden 'The Tribune' ist am 4.3.2003 in Zusammenhang mit der Verhaftung zu lesen: "Fluent in Arabic, English and Urdu, Mohammed is known to have used 60 aliases" Danach spricht er also fließend Arabisch, Englisch und Urdu.
Ähnliches ist am 3.3.2003 in der 'Berliner Zeitung' zu finden: "Vier Sprachen spricht Chalid Scheich Mohammed fließend: arabisch, englisch, seine Muttersprache Baluchi und die wichtigste Sprache in Pakistan Urdu. Ein Hochschulstudium schloss er 1986 an der North Carolina Agricultural and Technical State University in den USA erfolgreich ab."
http://www.arbeiterfotografie.com/galerie/kein-krieg/hintergrund/index-taeter-0028.html
In den bisherigen Anhörungen vor drei Jahren nahm der Mann mit dem holprigen, aber wortreichen Englisch jede Gelegenheit wahrVielleicht irren ja die früheren Reporte? Und der Mann, der in den USA studierte, hat niemals gut englisch gesprochen?
http://www.spiegel.de/politik/ausland/11-september-in-guantanamo-beginnt-der-prozess-gegen-chalid-scheich-mohammed-a-831273.html
Eine neuere Aufnahme von KSM? Oder ist das der Osama bin Laden, den man in Abbottabad fand?
Desweiteren: Woher kamen ab Sommer 2002 die Geschichten, das KSM sich in 1999 in Deutschland, genauer Hamburg, wahrscheinlich sogar in der Marienstraße aufgehalten haben will, und dort Atta und Al-Shehhi getroffen haben soll?
- http://www.historycommons.org/context.jsp?item=a1999ksmvisit#a1999ksmvisit
- http://www.historycommons.org/context.jsp?item=aearly99ksmhamburg#aearly99ksmhamburg
In late 1999, Shehhi, Atta, Ziad Jarrah, Said Bahaji, and Ramzi bin al-Shibh decided to travel to Chechnya to fight against the Russians, but were convinced by Khalid al-Masri and Mohamedou Ould Slahi at the last minute to change their plans. They instead traveled to Afghanistan to meet with Osama bin Laden and train for terrorist attacks. Immediately afterwards, Atta, Shehhi, and Jarrah reported their passports stolen, possibly to erase travel visas to Afghanistan.
http://en.wikipedia.org/wiki/Marwan_al-Shehhi
Der vom Geheimdienst überwachte Zammar und eine angeblich zufällige Begegnung in einem Zug mit einem Khalid Al-Masri,
über den sonst nichts bekannt zu sein scheint (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Guantanamo-Häftling, der unschuldig mehrere Jahre festgehalten wurde) sollen die Gruppe im Herbst 1999 überzeugt haben, sich erst das notwendige Training zu verschaffen, nach Afghanistan oder Pakistan zu reisen, in eines der dortigen Terrorausbildungslager. Erst dort wurden angeblich Atta und die anderen für den 9/11 Plot ausgewählt.
The available evidence indicates that in 1999, Atta, Binalshibh, Shehhi, and Jarrah decided to fight in Chechnya against the Russians. According to Binalshibh, a chance meeting on a train in Germany caused the group to travel to Afghanistan instead. An individual named Khalid al Masri approached Binalshibh and Shehhi (because they were Arabs with beards, Binalshibh thinks) and struck up a conversation about jihad in Chechnya. When they later called Masri and expressed interest in going to Chechnya, he told them to contact Abu Musab in Duisburg, Germany. Abu Musab turned out to be Mohamedou Ould Slahi, a significant al Qaeda operative who, even then, was well known to U.S. and German intelligence, though neither government apparently knew he was operating in Germany in late 1999. When telephoned by Binalshibh and Shehhi, Slahi reportedly invited these promising recruits to come see him in Duisburg.. Commission Report Ch.5.
Sofern KSM die Verschwörergruppe vorher kannte, stellt sich die Frage, woher. Kannte er sie nicht, und die Geschichten dazu sind Enten, stellst sich die Frage, wer und warum solche Komplottbestätigende Geschichten erfand und in den Medien lancierte.
Weitere wichtige Fragen in Zusammenhangmit Khalid Sheik Mohammed, die ich schon mal zusammengestellt hatte: siehe auch die Beiträge aus der Historycommons-Timeline.
Warum wurde er nicht schon für den WTC-Anschlag 1993 gesucht, obwohl seine Beteiligung frühzeitig erwiesen war?
Immerhin war er der Onkel von Ramzi Yousef. Hatte er einen Freibrief für Terrorakte?
Warum Ramzi Yousef wie ein Geheimdienst-Stinger aussieht, hatte ich mal erläutert: Er klaut eine kuwaitische Identität (mit seinem tatsächlichen Geburtsnamen) im 2. Golfkrieg, er klingelt drei Wochen, nachdem die ersten Anrufe von den späteren WTC-93'er Fußterroristen in den Irak gemacht wurden, an deren Haustür in New York, obwohl er sich in den Philippinen befand, nach dem Anschlag setzt er sich erfolgreich ab und hinterlässt den anderen nur ungültige Flugtickets für Kinder, so dass diese auch prompt verhaftet wurden. (Vgl. meine John O'Neill-Arbeit http://www.habiru.de/Dirk_Gerhardt/ZDF-ONeill-Version1.pdf )
Was ist an den Gerüchten dran, was die Verbindungen zum ISI bzw. hochrangigen pakistanischen Offiziellen angeht?
Hat Khalid Sheik Mohammed jemals mit westlichen Geheimdiensten oder Behörden zusammengearbeitet?
Er selbst wurde in den USA ausgebildet und ging dann nach Afghanistan, genau zu dem Mann, der CIA-Favorit im Kampf der Mudjahedeen gegen die Sowjets war. Das allein sollte schon für ein Stirnrunzeln sorgen.
Wie hat KSM es geschafft, dass die drei World Trade Center-Gebäude mit Sprengstoff versehen werden konnten?
Immerhin ist das bei der letzten Anklage ein Anklagepunkt gewesen, und, wie wir heute wissen, muss es so gewesen sein.
Warum gibt es bis heute keinen "Erste-Hand-Beweis", keine Aussage, nichts, was irgendwie gerichtsverwertbar wäre, um Khalid Shaiks Mohammeds Schuld zu beweisen? Wie wir mit sicherem Wissen annehmen können, wurde die bin Laden-Gruppe ständig durch diverse Geheimdienste überwacht, mit HUMINT unterwandert, das Satellitentelefon von Osama abgehört, durch Verhaftungen von Ressam und Ali Mohammed waren viele weitere Details bekannt. Warum hat nichts davon VOR 9/11 gereicht, um den Plot zu verhindern? Sollte es ein fairer Prozess sein, wird sich zeigen, welche Beweise man für die Schuld vorlegen wird. In Kürze: Wer wusste was und wann?
Denn, wenn es Erkenntnisse sind, die man vor 9/11 hatte, stellt sich immer unweigerlich die Frage, warum nichts unternommen wurde.
Sind wirklich alle Protokolle der Verhöre vernichtet worden?
Wie glaubwürdig sind seine Geständnisse, wenn er darin Attentate zugibt, an denen er nachweislich nicht beteiligt gewesen sein kann?
Zudem, wie glaubwürdig ist der 9/11 CR, wenn ein Großteil der Aussagen zur Planung von 9/11 von KSM kommen?
9/11 Commission: Thomas Kean über die Glaubwürdigkeit der angeblichen Geständnisse von KSM
„Es gab keinen Weg, die Glaubwürdigkeit der Aussagen zu überprüfen" schrieben Kean und Hamilton 2006 in ihrem Buch „Without Precedent", und stellten die Frage „Wie können wir sagen ob jemand wie Kahlid Sheikh Mohamed die Wahrheit sagt?".Bemerkenswerterweise heißt es weiterhin, „wir überlassen es dem Leser [des Kommissions-Berichts], die Glaubwürdigkeit dieser Quellen zu beurteilen, wir hatten dazu keine Gelegenheit."Kean & Hamilton, "
Without Precedent", August 2006
Wie glaubwürdig ist die Tonbandaufnahme von Yosri Fouda?
Ist es seine Stimme, also die von KSM?
Die Geschichte von KSM kann man auch Bröckers/Walther Buch "Einsturz eines Lügengebäudes, Kapitel 7: "Der Kronzeuge: Khalid Scheich Mohammed" nachlesen. Sowie natürlich in den ausführlichen Schilderungen von Chaim Kupferberg, wie KSM überhaupt erst zum Mastermind gemacht wurde.